Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.

Angelika Timm zu Israel-Palästina

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – mit diesem Satz schloss Dr. Angelika Timm ihren Vortrag „Israel und Palästina – binationaler Staat oder zwei Staaten für zwei Völker?“

– auch wenn sie über nicht viel Hoffnungsvolles zu berichten wusste. Es fehle den politisch Verantwortlichen am Willen, einen Kompromiss zwischen Israelis und Palästinensern zu finden.

Im Laufe der Geschichte, die Timm an Hand des von ihr im letzten Jahr veröffentlichten Bandes „100 Dokumente aus 100 Jahren. Teilungspläne, Regelungsoptionen und Friedensinitiativen im israelisch-palästinensischen Konflikt (1917 – 2017)“ nachzeichnete, habe es manche offene Fenster gegeben, die aber letztlich ungenutzt blieben, um zu einer friedlichen Vereinbarung zwischen den beiden Völkern zu kommen, sei es in Form einer Zwei-Staaten-Lösung, z.B. in einer Konföderation, oder in Form eines binationalen Staates mit absoluter Gleichberechtigung der beiden Völker. In die Irre führten Einstaatenmodelle mit einer jüdischen oder palästinensischen Dominanz. Die Beibehaltung des Status quo mit seiner Verfestigung der israelischen Besatzung und der Fortsetzung des Siedlungsbaus sowie der Verweigerung der Bürgerrechte für die palästinensische Bevölkerung untergrabe die Grundwerte Israels und zerstöre daher letztlich seine Demokratie und stärke die radikalen islamistischen Kräfte in Palästina. In dieser Situation sei es notwendig, zunächst mit Hilfe bisheriger Erfahrungen und Regelungsansätze den Konflikt einzuhegen, um die Gefahr einer erneuten militärischen Auseinandersetzung zu verringern, deren Wahrscheinlichkeit zurzeit eher zu- denn abnimmt. Um dies zu erreichen, sei es notwendig auf die Protagonisten Druck auszuüben, sowohl von außen durch die UNO, die Europäische Union und die Großmächte auf der einen Seite als auch von innen von Seiten der israelischen und palästinensischen Zivilgesellschaft.

Dr. Angelika Timm sprach auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung und der Darmstädter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenhang im Offenen Haus, in dem die beiden Veranstalter bis zum 9.5. die Ausstellung der Israelischen Botschaft in Berlin über die „Geschichte Israels“ aus Anlass der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 präsentieren. Die Referentin ist Nahostwissenschaftlerin und Israel-Expertin. Sie lehrte an der Humboldt Universität, an der Freien Universität Berlin und an mehreren israelischen Universitäten, u.a. an der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan. Von 2008 bis 2015 leitete sie das Israel-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv.